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DER MÖRSER -
KULT IN DER KÜCHE
Seit Tausenden von Jahren
spielen Mörser und Pistill eine lebenswichtige Rolle in der Nahrungsproduktion
aller bäuerlichen Gesellschaften unseres Planeten. Auch Apothekern, Alchimisten
und Heilern in aller Welt ist der Mörser zum unentbehrlichen Arbeitsgerät
geworden.
Köche und Köchinnen mit Geschmack dient er, wo auch immer, zur Kreation
himmlisch duftender Gewürzmischungen, Pestos und Marinaden.
In vielen Kulturen der Welt
sind Mörser und Stössel jedoch weit mehr als bloss ein Arbeitsgerät im Alltag.
Auf Grund ihrer Form gelten sie nicht selten als geschlechtliche Symbole und
dienen im Ritual als Kultobjekte zur Vereinigung von Himmel und Erde und zur
Erschaffung der Welt. Bei den nigerianischen Yoruba ist der Mörser Sitz der
Donnergottheit Shango. Bei den Akan in Ghana, aber auch auf den legendären
indonesischen Gewürzinseln verbinden Mörser und Pistill die Gottheiten des
Himmels und der Erde.
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In Bali wird mit gamelan-ähnlichen Rhythmen beim Reisstampfen die Reismutter Nini Pantun zum Erntefest gerufen. Im tibetischen
Buddhismus symbolisiert der Mörser Einheit, die aus der Vielfalt entsteht. In
Japan und China lebt im Mond ein Hase, der in seinem Mörser das Elixier des
Lebens mischt. Die Beispiele sind zahllos und würden Bände füllen!
Auch in unseren Küchen wird
im sinnlichen Akt des Zerstossens und Zerreiben von Gewürzen und Pflanzen im
Mörser die Vereinigung des Himmlischen mit dem Irdischen nachvollziehbar, wenn
sich die Vielfalt der geschmacklichen Komponenten in einer Pfeffermischung,
einem Curry oder einem Pesto entfaltet. Mörser und Pistill sollten also in
keiner Küche fehlen, in der Kochen noch als kreative Kunst gilt. Die englische
Stadt Stoke-on-Trent, oft als „World Capital of Ceramics“ bezeichnet, ist unter
Kennern berühmt für ihre traditionsreichen Milton Brooks-Mörser, die,
Kultobjekten gleich, auch Ihre Küche zu einem Ort mystischer und magischer
Erfahrungen und Erlebnisse machen.
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